Heuschnupfen
Der
Heuschnupfen, vom Mediziner
allergische Rhinitis bzw.
Rhinitis allergica genannt, ist eine allergische Erkrankung. Sie beruht auf einer fehlgesteuerten, überschießenden Reaktion der körpereigenen Abwehr auf bestimmte Stoffe, die so genannten Allergene. Das können Blütenpollen sein, Schimmelpilze, Haut-, Mehlstaub, Tierhaare, Bettfedern, Reinigungsmittel, Kosmetika, Nahrungsmittel und viele weitere Stoffe. Im Laufe der Zeit kann sich das individuelle Allergenspektrum auf weitere Allergene ausweiten.
Allergische Erkrankungen sind weltweit auf dem Vormarsch, besonders in den westlichen Industrieländern. Für Deutschland schätzen Experten, dass schon etwa 30 % aller Schulkinder und 10-20 % der Gesamtbevölkerung gegen eines oder mehrere Allergene sensibilisiert sind. Am häufigsten erkranken Personen zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr.
Warum immer mehr Menschen in Europa unter Allergien leiden, ist ein Rätsel. Jahrelang wurde dies auf die zunehmende Umweltverschmutzung zurückgeführt. Neuere Untersuchungen weisen eher darauf hin, dass die Stimulierung des Immunsystems im Säuglings- und Kindesalter eine entscheidende Rolle spielt. Kinder, die viele Infektionen durchmachen, bekommen nämlich seltener Allergien, also beispielsweise diejenigen, die bereits frühzeitig Kontakt mit vielen Kindern haben (viele Geschwister, Kinderkrippe) und solche, die einen positiven Tuberkulintest zeigen, Masern hatten oder Abwehrstoffe gegen Hepatitis A gebildet haben. Offenbar sind es aber nur bestimmte Infektionen, insbesondere auch Wurmerkrankungen, die eine Allergieentwicklung verhindern, und es scheint ein kritisches Zeitfenster in der frühen Kindheit zu geben, in dem sich diese Infektionen positiv auswirken. Kinder, die in besonders steriler und geschützter Umgebung aufwachsen scheinen dagegen ein größeres Allergie-Risiko aufzuweisen.
So äußert sich Heuschnupfen
Die Heuschnupfen-Symptome variieren von Mensch zu Mensch sehr stark. Das gilt auch für die Schwere der Erkrankung. Wer auf Allergene mit Heuschnupfen reagiert, bemerkt die ersten Beschwerden in der Regel an den Augen. Sie brennen, jucken und tränen, die Bindehäute röten sich, die Lider schwellen an, und es stellt sich eine größere Lichtempfindlichkeit ein. Dann schwillt die Nasenschleimhaut an und es kommt zu Fließschnupfen, Behinderung der Nasenatmung, Niesen und Juckreiz. Weniger häufig treten Ohrjucken, Ohrgeräusche und Husten auf. In den frühen Morgenstunden sind die Beschwerden - bei Pollenallergikern - am stärksten, halten den Vormittag über an und schwächen sich in der zweiten Tageshälfte ab. Das liegt daran, dass vor allem an warmen und trockenen Tagen Pollen in höchster Konzentration freigesetzt werden. Im Laufe des Tages steigt deren Konzentration in der Luft und damit das Ausmaß der Beschwerden beim Erkrankten.
Rund jeder zehnte Betroffene leidet nur zeitlich begrenzt unter den Symptomen, gut ein Drittel hat ständig Beschwerden, die sich während der Pollenflugzeit verstärken.
Wenn zusätzlich Husten auftritt, zeigt dies, dass das vermehrt gebildete Sekret nicht nur durch die Nase abfließt. Doch auch ein sich aus dem Heuschnupfen entwickelndes Asthma kann sich zunächst als Husten bemerkbar machen.
Diagnose
Um sich vor den Allergenen schützen zu können, ist es für jeden Pollenallergiker wichtig zu wissen, auf welche Pollen er reagiert. Durch genaue Eigenbeobachtung, wann die Krankheitsanzeichen auftreten, lassen sich oftmals die verursachenden Allergene bereits erkennen oder zumindest der Kreis der in Frage kommenden Stoffe erheblich eingrenzen.
Ganz exakt kann der Arzt durch Allergietests feststellen, welche Allergene die Verursacher sind. Die meisten Ärzte greifen auf einen Hauttest zurück (Prick-, Scratch- oder Intrakutan-Test). Dabei werden dem Patienten die verdächtigen Allergene auf den Unterarm aufgetragen. Nachfolgender Juckreiz, Hautrötung oder Quaddelbildung zeigen eine allergische Reaktion an. Gelegentlich wird der Arzt weitere Tests einsetzen, beispielsweise eine Blutuntersuchung (Rast-Test auf IgE-Antikörper), bei dem sich feststellen lässt, ob im Blut spezifische Antikörper gegen bestimmte Allergene vorhanden sind. Am Schluss der diagnostischen Möglichkeiten stehen Provokationstests, die allerdings nur in Fachpraxen oder Kliniken durchgeführt werden. Hierbei wird das Allergen direkt in die Nase geträufelt/gesprüht und dann beobachtet, ob allergische Reaktionen auftreten.
Ursachen
Die Anlage zu Allergien wird vererbt Die eigentliche Bereitschaft, allergisch zu reagieren, ist angeboren. Viele Faktoren sind allerdings erforderlich, damit die Allergie letztlich auch ausgelöst wird. Wann dieses erfolgt, hängt unter anderem von der seelischen Stabilität und Belastbarkeit des Betroffenen ab.
Anlass, die Allergien näher zu erforschen, gibt vor allem deren enorme Zunahme. Die Wissenschaftler führen dies auf Veränderungen der Umwelt und des Lebensstils zurück. Eindeutig belegt werden konnte aber bis heute noch keine der verschiedenen Hypothesen.
Laut Hygiene-Hypothese langweilt sich das ImmunsystemDie Hygiene-Hypothese, eine Theorie, die zunehmend mehr Anhänger findet, ist, dass sich ein unterfordertes Immunsystem andere Ziele sucht. Argumente, die hierfür sprechen, häufen sich. Gerade in den westlichen Industrienationen, in denen allergische Erkrankungen besonders häufig auftreten, haben Kinder aufgrund der immer größer werdenden Hygiene zunehmend weniger Kontakt mit Infektionserregern. Und Kinder, die viele Infektionen durchmachen, - so hat man festgestellt - bekommen seltener Allergien. Hierzu zählen beispielsweise Kinder, die
bereits frühzeitig Kontakt mit vielen anderen Kindern haben (viele Geschwister, Kinderkrippe)
einen positiven Tuberkulintest zeigen, Masern hatten oder Abwehrstoffe gegen Hepatitis A gebildet haben.
Offenbar sind es aber nur bestimmte Infektionen, die eine Allergieentwicklung verhindern, und es scheint ein kritisches Zeitfenster in der frühen Kindheit zu geben, in dem sich diese Infektionen positiv auswirken.
Dieselruß und Sommer-Smog gelten als WegbereiterZunehmend verdichten sich die Hinweise, dass auch die Luftverschmutzung an der Zunahme von Allergien beteiligt ist. So lassen sich zum Beispiel bei Städtern häufiger allergische Atemwegserkrankungen nachweisen als bei der Landbevölkerung. Dabei wird das Allergierisiko umso größer, je stärker die Verkehrsbelastung ist. Außerdem kann Dieselruß auch die Pollen beeinflussen und aggressiver machen.
Auch Stickoxide und Ozon werden verdächtigt, die Allergieentstehung negativ zu beeinflussen.
Es gibt viele verschiedene Allergene, die Heuschnupfen auslösen könnenEigentlich ist die Bezeichnung Heuschnupfen irreführend, denn das Heu löst den Heuschnupfen gar nicht aus, sondern Allergene, die sich in der Luft befinden. Diese stammen in der Regel auch nicht vom Heu, denn zur Zeit der Heuernte haben die meisten Patienten ihren Heuschnupfen längst überstanden. Wer im Frühjahr unter Heuschnupfen leidet, reagiert auf die so genannten Frühblüher, das sind vor allem Baumpollen wie z.B. Haselnuss, Erle, Birke, Eiche, Ulme, Ahorn. Im Sommer sind die Hauptverursacher Graspollen, auch Roggen und Spitzwegerich. Der Herbst ist geprägt durch den Pollenflug der Unkräuter wie Beifuss, Brennessel, Jakobskreuzkraut und andere. Seit kurzem ist ein neues, aus Amerika eingeschlepptes Allergen hinzugekommen: die Pollen des bis zu 2 m hoch werdenden Traubenkrautes, auch Ambrosia oder Ragweed genannt. Sie fliegen im Sommer und im Herbst, nämlich von Juli bis Oktober und damit länger als die meisten anderen Allergie auslösenden Pflanzen bei uns. Dadurch verlängert sich die Beschwerdezeit der Allergiker um mehrere Wochen.
Während der Blühperiode steigt die Konzentration der Pollen in der Außenluft extrem an. Sie ist auf dem Lande tagsüber am höchsten, über Großstädten in den Abendstunden. Regen mindert den Pollenflug und damit auch die allergischen Beschwerden. Im Hochgebirge und Meer ist die Pollenbelastung äußerst gering.
Wenn der allergische Schnupfen während des ganzen Jahres auftritt oder besonders intensiv in den Wintermonaten können Hausstaubmilben bzw. Haare oder Schuppen von Haustieren die Auslöser sein. Auch Schimmelpilze, Haut- und Mehlstaub, Bettfedern, Reinigungsmittel, Kosmetika, Nahrungsmittel und viele andere ganzjährig vorhandene Allergene kommen in Betracht. Darüber hinaus können Zimmerpflanzen eine Rolle spielen. So sind beispielsweise auch Allergien auf Ficus benjaminus oder Philodendron bekannt.
Verlauf/Folgen
Wer einmal auf Pollen allergisch reagiert hat, muss damit rechnen, dass sich sein Allergenspektrum im Laufe des Lebens ausweitet. So können weitere Pollen und auch Kreuzreaktionen auf Lebensmittel hinzukommen.
Hinzu kommt die Gefahr des so genannten Etagenwechsels, mit dem jeder dritte Heuschnupfen-Kranke rechnen muss. Dabei entwickelt sich zusätzlich zum Heuschnupfen ein allergisches Asthma, d.h. die Erkrankung wandert von der Nase in die nächste Etage, die Lungen-Etage.
Außerdem neigen viele Heuschnupfenpatienten besonders zu Nasennebenhöhlenentzündungen.
Starke Beschwerden erfordern auf jeden Fall die Behandlung durch einen Arzt. Außerdem wird frühzeitig zu einer Behandlung geraten, um einem Etagenwechsel zum Asthma bronchiale vorzubeugen.